Nicht für alle ist der Vatertag ein Anlass zur Freude.
Manche erinnern sich an einen geliebten Vater, der fehlt. Andere an eine Beziehung, die schmerzhaft war – oder nie wirklich existierte.

In meinem neuen Blogartikel geht es um all die leisen, schwierigen Gefühle rund um diesen Tag – und darum, wie man gut für sich sorgen kann, wenn alte Wunden spürbar werden.

Vor ein paar Tagen habe ich eine E-Mail von einem Kosmetikshop bekommen, dessen Newsletter ich abonniert habe.

Der Inhalt war ganz schlicht: eine kurze Frage, ob ich zum bevorstehenden Vatertag lieber KEINE Aktionsmails erhalten und den Empfang vorübergehend pausieren möchte.

Im ersten Moment war ich überrascht – und dann berührt. Denn hinter dieser kleinen Geste steckt etwas, das in unserer Gesellschaft oft fehlt: Sensibilität für persönliche Lebensrealitäten.

Nicht für alle Menschen ist der Vatertag ein Anlass zur Freude

Für manche ist er mit Verlust verbunden. Für andere mit Enttäuschung, Unsicherheit oder Schmerz. Vielleicht ist der Vater verstorben. Vielleicht war er nie wirklich da – oder zu präsent auf eine Weise, die geschadet hat. Vielleicht besteht bewusst kein Kontakt mehr, und das aus gutem Grund.

Trotzdem begegnet uns der Vatertag jedes Jahr – in Werbungen, Schaufenstern, E-Mails, Social Media. Und oft bleibt dabei etwas Wesentliches auf der Strecke: Raum für ambivalente Gefühle, für andere Geschichten.

Genau diesen Raum möchte ich mit meinem Text öffnen. Für Ehrlichkeit. Für Selbstmitgefühl. Und für das, was vielleicht sonst keinen Platz bekommt.

Ihre Gefühle sind berechtigt

Wenn der Vatertag in Ihnen etwas auslöst, ist das in Ordnung. Vielleicht fühlen Sie Trauer über das, was nie war. Vielleicht spüren Sie Wut oder Leere. Vielleicht sind Sie einfach nur erschöpft von der Konfrontation mit einem Thema, das Sie sonst gut ausblenden.

Was immer Sie fühlen – Sie dürfen es fühlen. Ohne Rechtfertigung. Ohne Scham.

Sie müssen heute keine Rolle spielen. Sie dürfen ehrlich mit sich sein.

Gestalten Sie diesen Tag nach Ihren Regeln

Der Vatertag muss für Sie nicht bedeuten, was er für andere bedeutet. Sie dürfen ihm eine ganz neue Bedeutung geben – oder ihn auch einfach vorbeiziehen lassen.

Wenn Sie möchten, können kleine Rituale helfen, Ihre Gedanken und Gefühle in eine Form zu bringen:

  • Schreiben Sie einen Brief, den niemand lesen muss – an Ihren Vater, an Ihr jüngeres Ich oder an sich selbst.

  • Gönnen Sie sich einen Moment der Ruhe, an dem Sie sich selbst etwas Gutes tun – ein Lieblingsessen, ein Spaziergang, ein Gespräch mit einer vertrauten Person.

  • Lassen Sie symbolisch etwas los – zum Beispiel einen Gedanken, den Sie nicht länger mittragen möchten.

Es geht nicht darum, diesen Tag „produktiv“ zu nutzen. Es geht darum, ihn so zu gestalten, dass er Ihnen nicht schadet – und vielleicht sogar guttut.

Selbstfürsorge darf Vorrang haben

Sie dürfen sich abgrenzen – von Erwartungen, von Social-Media-Feeds, von gut gemeinten, aber unpassenden Aussagen. Wenn es Ihnen hilft, ziehen Sie sich zurück. Oder suchen Sie gezielt Menschen auf, die Sie verstehen.

Es ist keine Schwäche, an einem Tag wie diesem müde zu sein. Es ist eine Form der Stärke, gut auf sich aufzupassen.

Sprechen Sie darüber – wenn Sie möchten

Viele Menschen empfinden den Vatertag als schwierig, sprechen aber nicht darüber. Das kann sehr einsam machen.

Wenn Sie das Bedürfnis haben, Ihre Geschichte zu teilen, suchen Sie das Gespräch. Mit Freund:innen, in einer Selbsthilfegruppe oder auch mit professioneller Unterstützung. Gerade an solchen Tagen kann das entlastend und heilend sein.

Sie müssen nicht alles allein tragen.

Ihre Geschichte zählt

Vielleicht denken Sie heute an einen Vater, der in Ihrem Leben gefehlt hat – physisch oder emotional. Vielleicht kommt Ihnen Ihr jüngeres Ich in den Sinn, das viel zu früh Verantwortung übernehmen musste. Vielleicht kostet es Sie Kraft, sich von Ihrem Vater zu distanzieren – oder die Beziehung trotz schmerzhafter Erfahrungen aufrechtzuerhalten.

Vielleicht hatten Sie aber auch einen ganz wunderbaren Vater, den Sie sehr geliebt haben – und dessen Fehlen heute besonders weh tut.

Wie auch immer Ihre Geschichte aussieht: Sie hat Bedeutung. Sie prägt, was Sie fühlen. Und sie darf genau so sein, wie sie ist – ohne Vergleich, ohne Erklärung.

Ein Tag, der auch anders sein darf

Was auch immer Sie mit dem Vatertag verbinden, Sie dürfen ihn auf Ihre Weise begehen. Oder gar nicht. Sie dürfen fühlen, was ist. Und loslassen, was nicht mehr trägt.

Vielleicht wird dieser Tag nicht leicht. Aber vielleicht wird er wenigstens echt. Und manchmal ist das der Anfang von etwas Gutem.

Und wenn Sie merken, dass dieser Tag alte Wunden berührt oder Sie sich nach einem geschützten Gesprächsraum sehnen – ich bin gerne für Sie da. Als Therapeutin begleite ich Sie einfühlsam, ehrlich und auf Augenhöhe. Kontaktieren Sie mich gerne!

Herzliche Grüße,

Ihre Sabine Eymann

 

Über die Autorin

Sabine Eymann, Heilpraktikerin für Psychotherapie, Systemischer Coach und Diplom-Betriebswirtin. Sie war über zwei Jahrzehnte in der Personalentwicklung großer Dax-Konzerne tätig. Heute begleitet sie Menschen in psychisch herausfordernden Situationen und persönlichen Lebenskrisen. Weitere Schwerpunkte liegen u.a. in der Behandlung von Ängsten und Depressionen, unkontrollierten Emotionen, wiederkehrenden Mustern in Beziehungen sowie in der Stärkung von Selbstwert und Selbstmitgefühl.

www.psychotherapie-eymann.de